Verunsicherungen ... (Straßencafé)

Boggy, Sonntag, 14.08.2022, 17:40 (vor 613 Tagen) @ W.W.

Boggy sprach mich darauf an: Welche Erde möchte ich erhalten? Die Welt im Pliozän oder die im Mittelalter, als die kleine Eiszeit war?

Das geschrieben zu haben, daran kann ich mich nicht erinnern.

Das sage ich nicht als Agnostiker, sondern jemand, der (vielleicht wie Boggy) meint, dass wir Betrachter eines riesigen Schauspiels sind, das aber - ach - nur ein Schauspiel ist, und wir nicht wissen können, was in Wirklichkeit abläuft.

Nein, das meine ich nicht.
Ich meine: Wir sind Teil eines fortlaufenden Geschehens von Entstehen und Vergehen, bei dem alles mit allem in beständiger Wechselwirkung be-steht und ent-steht, und damit auch in wechselseitiger Abhängigkeit voneinander. In Buddhas Lehre wird das in einer einfachen Formel ausgedrückt: "Dies ist, weil jenes ist. Dies ist nicht, weil jenes nicht ist. Dies entsteht, weil jenes entsteht. Dies vergeht, weil jenes vergeht."
Thich Nhat Hanh fügt hinzu: "Dies ist so, wie es ist, weil jenes so ist, wie es ist."

Das hat nun zugegebenermaßen einen hohen Abstraktionsgrad. Aber in diesem Zusammenhang kann ich es wohl dabei belassen.

Ich wiederhole es: Ich habe Angst vor denen, die alles so genau wissen. Und ich traue ARD und ZDF nicht mehr.

Die Fülle dessen, von dem Sie berichten, daß Sie unsicher sind, nicht genau wissen, sich fragen, infrage stellen, wo Sie keine feste Einstellung erreichen können usw., empfinde ich als überwältigend.
So viele konkrete Einzelinhalte.
Und in dieser Fülle geht das verloren - jedenfalls scheint mir das so, was bei allem Unsicheren doch als gesichert gelten kann, zumindest als ausreichend gesichert.
Dort könnte man einen Platz zum geistigen Ausruhen finden.

Ich brauche - und habe - solche (geistigen) Rückzugsorte, die mir helfen, mich nicht mit allem, was irgendwo geschieht oder gesagt wird, zu identifizieren, und mich aufgerufen zu fühlen.
Das klappt nicht immer, aber es gelingt öfter, je mehr ich übe.

Gruß
Boggy

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Um unserer persönlichen und gesellschaftlichen Freiheit willen müssen wir immer wieder die Saat des kritischen Verstandes und des begründeten Zweifels säen.


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