Die Chance notwendiger Voraussetzungen (Allgemeines)

W.W. @, Montag, 24.01.2022, 10:18 (vor 815 Tagen) @ Michael27

Lieber Michael,

gern antworte ich auf Ihre Mail.

Ich denke, wir beide und die meisten hier im Forum sind uns einig, dass eine MS-Erkrankung, wie es so schön heißt, multifaktoriell ist, also mehrere Voraussetzungen braucht.

Ja!

Sehr wohl finde ich es aber von hoher Bedeutung, ob etwas eine notwendige Bedingung für eine Erkrankung ist oder nicht. Egal, wie viele Ursachen oder Faktoren zusammenspielen (müssen): wenn ich einen notwendigen Baustein verhindere, kann ich den Ausbruch oder gar die Entstehung der Krankheit verhindern (bitte entschuldigen Sie, wenn ich mit den medizinischen Begriffen Pathologie, Ätiologie, Ursache, Klinik, usw. nicht korrekt umgehe: da bin ich einfach nur Laie und nicht sattelfest in der korrekten Benutzung dieser Begriffe).

Ich erhielt gerade einen Brief von Jutta Scheiderbauer, in dem auch davon die Rede war, dass man sich scheut etwas über die MS zu sagen, wenn man nicht Neurologe ist, oder über Corona ohne Virologe zu sein. Ich glaube, wir müssen diese an sich sehr sympathische Bescheidenheit ablegen, auch wenn wir mit dem Latein nicht so gut umgehen können wie Bischöfe oder Kardinäle.

Daher ist es ehrenwert, aber nicht so wichtig, alle möglichen MS-Risikofaktoren zu bestimmen. Entscheidend für eine mögliche künftige Therapie sind die notwendigen Kriterien. Da ist jedes Einzelne ein Ansatzpunkt für eine erfolgreiche Prävention oder Therapie. Darin scheint mir der eigentliche Wert dieser aktuellen EBV-Studie zu liegen, dass jetzt eine sehr hohe Wahrscheinlichkeit für einen kausalen Zusammenhang zwischen EBV und MS spricht, so dass ich davon ausgehe, dass Forschung und Therapie-Ansätze bzgl. MS jetzt einen starken Schub in eine (bzgl. MS) bisher noch nicht so ausgeprägte Richtung bekommen.

Ich gebe Ihnen Recht. Wenn ich weiß, dass das EBV eine conditio sine qua non für die MS ist, kann das unserem Denken durchaus eine neue Richtung geben. Also weg von der Autoimmunkrankheit und mehr Richtung Virus und Umweltfaktoren!

Je mehr Offenheit und das Verlassen eingefahrener Strukturen einkehrt, umso mehr kann dabei herauskommen. Und wenn nach den Kooperationen bzgl. individualisierter Therapien aufgrund der persönlichen (Epi)Genetik in den Bereichen Onkologie und Neurologie jetzt dieselben Fachgebiete auch bzgl. EBV-Prävention kooperieren und voneinander profitieren, kann das für uns MS-Betroffene nur von Vorteil sein.

Ich habe das Gefühl, da in den letzten Jahren eine ziemliche Dynamik zu spüren: über die Epigenetik, die mRNA-Technik und überhaupt das wechselseitige Profitieren verschiedener Fachrichtungen wie Onkologie und Neurologie voneinander. Eine Firma wie z.B. BioNTech hat so viele Eisen im Feuer, dass die Prävention oder erfolgreiche Therapie von MS nicht wie für klassische Pharma-Konzerne potentiell einen erheblichen wirtschaftlichen Schaden für das eigene Unternehmen durch wegbrechende Medikamenten-Umsätze bedeutet - sondern eine Chance zur Profilierung. Denen ist vermutlich klar, dass es sowohl in der Gegenwart genügend Erkrankungen gibt, mit deren Therapie/Verhinderung man Geld verdienen kann, als auch in der Zukunft genügend neue und veränderte Viren auftreten werdenn, gegen die es Impfungen und Medikamente zu entwickeln gilt. Diese Chance hat die klassische Pharma-Industrie nicht. Deswegen könnte sich hier selbst im Kapitalismus etwas zum Guten verändern.

Alles dieses, was Sie anführen, will ich nicht bestreiten. Aber egal, ob es nun das EBV ist oder eine Fehlleitung des Immunsystems durch EBV, entscheidend (in des Wortes genauer Bedeutung) bleiben die Umstände, die die MS zum Ausbruch bringen, also die 'Risikofaktoren der MS'.

Ich darf es eigentlich nicht sagen, aber wenn wir die MS 'wegimpfen' könnten, würde ein anderes Leiden entstehen, das den Finger in die Wunde unserer ungesunden Lebensweise legt.

Wolfgang


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