Weitere Gedanken dazu (Straßencafé)

stefan ⌂ @, Berlin, Donnerstag, 20.05.2021, 17:04 (vor 1072 Tagen) @ agno

Ich versuche inzwischen so gut es geht auf bestimmte Bewertungen, Beschreibungen zu verzichten, gut und schlecht zum Beispiel.

a. Lieber von einem schlecht bezahlten Griesgram mit zuwenig Zeit, schlecht versorgt?

Wer möchte schon schlecht versorgt werden? Wer möchte überhaupt schlecht behandelt werden, was ist das für eine Frage?

b. Lieber von jemand gut versorgt, der sich und sein Leben dafür opfert?

Auch die Beschreibung, dass jemand sein Leben „opfert“, die gefällt mir so überhaupt nicht.

Ich glaube nicht, dass ich das Gefühl hätte, gut versorgt zu sein, wenn sich jemand für mich opfert. Eine gewisse Freiwilligkeit gehört eben dazu.

Was ich in dem Artikel interessant finde ist vor allen Dingen die Beschreibung, dass die Ziele und Vorstellungen dieses Paares sich deutlich voneinander entfernt haben.

Der Mann will kämpfen, die Frau will in gewisser Weise Ruhe.

Was sind meine Wünsche und Ziele? Was ist mir wichtig?

Ich bin gerade dabei, mir beziehungsweise meinem Elektrorollstuhl einen barrierefreien Weg ins Haus und wieder hinaus zu beschaffen. Gleichzeitig stellt sich parallel die Frage, ob das so sinnvoll ist, dass ich weiterhin hier am Stadtrand in diesem Haus lebe, und ob zum Beispiel eine Wohngemeinschaft auf die eine oder andere Art nicht angemessen wäre.

Ich habe bereits mit dem Pflegedienst telefoniert, und mal angefragt, ob ich nicht probeweise mal in eine solche Wohngemeinschaft ziehen könnte, aber so einfach ist das wohl nicht, und ob ich mich mal für eine Woche Verhinderungspflege ins Heim verlegen lasse?

Was ich sonst so höre ist eher, dass entsprechend betroffene Menschen versuchen aus so einer Wohngemeinschaft zurück in eigenen Wohnraum zu kommen.

Oder ich nutze das zweite Zimmer hier und gründe eine Pflege-Wohngemeinschaft?

Der Mann in dem Artikel beschreibt sich selbst meiner Wahrnehmung nach sehr ausgeliefert. So als hätte er keine Wahl. Er will dagegen ankämpfen.

Bei seiner Frau habe ich das Gefühl, sie weiß teilweise, sie hat keine Wahl, aber sie will nicht dagegen ankämpfen. Und sie will auch nicht gegen den Mann ankämpfen.

Der Glaube daran, möglichst viel selbst beeinflussen zu können, selbst geschaffene Realitäten, werden schnell zur Hölle. Auf der anderen Seite: gar nichts tun, sich einfach ergeben, das kann sehr einsam werden.


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