MS, Gene und die Nord-Süd-Frage (Allgemeines)

Boggy, Donnerstag, 11.01.2024, 11:52 (vor 107 Tagen)

Frisch entdeckt:

"Alte Steppenhirten brachten höheres MS-Risiko nach Nordeuropa.

Studie über alte DNA zeigt, dass Yamnaya-Völker aus der Bronzezeit Genvarianten verbreiteten, die das Risiko für Multiple Sklerose erhöhen"

Quelle:
https://www.theguardian.com/2024/jan/10/ancient-steppe-herders-brought-higher-risk-of-ms

Und weiter:
"Uralte DNA hilft zu erklären, warum Nordeuropäer ein höheres Risiko für Multiple Sklerose haben als andere Abstammungen: Die Krankheit ist ein genetisches Erbe von reitenden Viehhirten, die vor etwa 5.000 Jahren in die Region einwanderten.

Die Ergebnisse stammen aus einem umfangreichen Projekt, bei dem moderne DNA mit der aus den Zähnen und Knochen alter Menschen gewonnenen DNA verglichen wird, so dass die Wissenschaftler die prähistorische Migration und die damit verbundenen Krankheitsgene zurückverfolgen können.
(...)

Die Nutzung der neuen Genbank zur Erforschung von MS war ein logischer erster Schritt. Denn obwohl MS jede Bevölkerung treffen kann, tritt sie am häufigsten bei weißen Nachfahren von Nordeuropäern auf, und die Wissenschaftler konnten bisher nicht erklären, warum.
(...)

Die Ergebnisse bieten endlich eine Erklärung für das Nord-Süd-Gefälle bei MS in Europa, aber es sind weitere Arbeiten erforderlich, um den Zusammenhang zu bestätigen, warnte die Genetikexpertin Samira Asgari von der New Yorker Mount Sinai School of Medicine, die nicht an der Forschung beteiligt war, in einem begleitenden Kommentar."

Gruß
Boggy

--
Um unserer persönlichen und gesellschaftlichen Freiheit willen müssen wir immer wieder die Saat des kritischen Verstandes und des begründeten Zweifels säen.

tja ...

Boggy, Donnerstag, 11.01.2024, 15:42 (vor 107 Tagen) @ MO

Und wie lässt sich die neuste MS Neuigkeit mit dieser etwas älteren MS Neuigkeit vereinbaren?

Tja ... was soll ich sagen ...?
Die MS bleibt ein Mysterium, während wir Erkrankten auf ein Mirakel warten.

Gruß
Boggy

--
Um unserer persönlichen und gesellschaftlichen Freiheit willen müssen wir immer wieder die Saat des kritischen Verstandes und des begründeten Zweifels säen.

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tja ...

UWE, Donnerstag, 11.01.2024, 16:06 (vor 107 Tagen) @ Boggy

Ich weiß es wird einmal ein Wunder geschehn.

--
Nichts auf der Welt ist so gerecht verteilt wie der Verstand.
Denn Jedermann ist überzeugt, dass er genug davon habe.
– René Descartes

Lösung?

Boggy, Freitag, 12.01.2024, 14:37 (vor 106 Tagen) @ MO

Und wie lässt sich die neuste MS Neuigkeit mit dieser etwas älteren MS Neuigkeit vereinbaren?

In terms of prevalence of MS within certain sub-groups of Americans, the researchers found a higher prevalence of MS in white people, followed by Black people, “other races,” and then people with Hispanic/Latinx ethnicity. MS occurs in about 4 in 1,000 white people, about 3 in 1,000 Black people, about 2 in 1,000 people of “other races” including Asians, Native Americans, Alaska natives and multi-race individuals, and about 1.5 in 1,000 people of Hispanic/Latinx origin.


Im Originalartikel habe ich diesen Hinweis gefunden, der die Frage vielleicht beantwortet:

https://www.nature.com/articles/s41586-023-06618-z
"Elevated genetic risk for multiple sclerosis emerged in steppe pastoralist populations"

"Es wurde angenommen, dass die europäische genetische Abstammung (im Folgenden "Abstammung") einen Teil der globalen Unterschiede in der MS-Prävalenz in gemischten Populationen erklärt9.
Konkret weisen afroamerikanische Personen mit MS im Vergleich zu Kontrollpersonen eine erhöhte europäische Abstammung in der HLA-Region auf, [HLA = human leukocyte antigen/Humanes Leukozyten Antigen]
(...). Umgekehrt haben asiatisch-amerikanische Personen mit MS im Vergleich zu Kontrollpersonen eine geringere europäische Abstammung in der HLA-Region."

Gruß
Boggy

--
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MS, Gene und die Nord-Süd-Frage

W.W. @, Freitag, 12.01.2024, 10:53 (vor 106 Tagen) @ Boggy

Lieber Boggy,

ich halte das auch für sehr wichtige Forschungsergebnisse!:-) Nicht, weil sie möglicherweise auf die Gefährlichkeit von Viren abheben, sondern weil sie die MS in den Zusammenhang mit der Menschheitsgeschichte stellen.

Ich glaube nicht, dass die MS in dem Sinne eine Krankheit ist, wie wir normalerweise Krankheiten betrachten. Sie hat mehr mit uns zu tun als ein zufälliger Fehler im Immunsystem.

Wolfgang

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ex oriente lux

naseweis ⌂ @, in meinem Paradies, Freitag, 12.01.2024, 11:55 (vor 106 Tagen) @ Boggy

.
Auweh. :crying:

Früher hieß es noch ex oriente lux.
muss man jetzt die MS-Geschichte mit ex oriente Malatschik neu schreiben?

--
das Geheimnis der Medizin besteht darin,
den Patienten abzulenken,
während die Natur sich selber hilft (Voltaire)

Sisyphos hatte es auch nicht leicht

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spannend: Immunsystem in der Neuzeit unterfordert

naseweis ⌂ @, in meinem Paradies, Freitag, 12.01.2024, 13:51 (vor 106 Tagen) @ Boggy

.
Fundsache zur Sache:

Immunsystem in der Neuzeit unterfordert

Für die Jamnaja hatte die genetische Veränderung allerdings vor allem Vorteile. So konnte sie die gleiche Genkonstellation, die uns heute anfälliger für Überreaktionen des Immunsystem macht, vor Krankheiten schützen. Und zwar vor allem vor solchen, die von Tieren übertragen werden können, wie Tuberkulose, verschiedenen Viren und Parasiten. Aber auch die Anfälligkeit für Infektionskrankheiten wie Influenza oder Mumps, die damals durch das Zusammenleben in größeren Menschen-Gruppen begünstigt wurden, nahm durch die Genveränderungen ab. In der heutigen Zeit, in der es einen anderen Lebensstil und eine verbesserte Hygiene gibt, sei die körpereigene Abwehr der Gentragenden möglicherweise unterfordert, schlussfolgern die Autoren und Autorinnen der Studie. Sie glauben, die überschießende Reaktion des Immunsystems bei Multipler Sklerose könne dadurch begünstigt werden, dass dieses nur noch selten gegen Parasiten kämpfen muss.

https://www.rnd.de/wissen/gene-fuer-multiple-sklerose-schuetzten-steinzeit-hirten-vor-k...

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den Patienten abzulenken,
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Sisyphos hatte es auch nicht leicht

Originalpublikation

Boggy, Freitag, 12.01.2024, 14:32 (vor 106 Tagen) @ Boggy

Ich poste hier mal den link zur Originalpublikation:

https://www.nature.com/articles/s41586-023-06618-z

"Published: 10 January 2024
Elevated genetic risk for multiple sclerosis emerged in steppe pastoralist populations"

Boggy

(Nur der Vollständigkeit halber, und weil ich es nicht so stehen lassen kann: die Aussage der Harvard-EBV-Studie, daß eine EBV-Infektion ein 32faches MS-Risiko darstelle [ innerhalb der Studie ! mit letztendlich nur 33 bzw.32 Personen als Grundlage] wird hier einfach unhinterfragt übernommen und quasi als Tatsache behandelt - was sie nicht ist.)

--
Um unserer persönlichen und gesellschaftlichen Freiheit willen müssen wir immer wieder die Saat des kritischen Verstandes und des begründeten Zweifels säen.

Danke

MO @, Zürich, Samstag, 13.01.2024, 11:54 (vor 105 Tagen) @ Boggy

(Nur der Vollständigkeit halber, und weil ich es nicht so stehen lassen kann: die Aussage der Harvard-EBV-Studie, daß eine EBV-Infektion ein 32faches MS-Risiko darstelle [ innerhalb der Studie ! mit letztendlich nur 33 bzw.32 Personen als Grundlage] wird hier einfach unhinterfragt übernommen und quasi als Tatsache behandelt - was sie nicht ist.)

Danke Boggy, dass du immer wieder auf diese Wichtigkeit hinweist!

Mir fehlt bei der Harvard-EBV-Studie die Selbstkritik, ich finde die amerikanische Armee ist nicht repräsentativ für die Bevölkerung unseres Planeten. Sie ist es noch nicht einmal für das eigene Land, dafür spricht, dass über 70% der jungen Amerikaner dienstuntauglich sind.

--
Ich liebe den Herbst, dank seinen kühleren Temperaturen erwacht mein Geist.

Danke

Boggy, Samstag, 13.01.2024, 12:18 (vor 105 Tagen) @ MO

(Nur der Vollständigkeit halber, und weil ich es nicht so stehen lassen kann: die Aussage der Harvard-EBV-Studie, daß eine EBV-Infektion ein 32faches MS-Risiko darstelle [ innerhalb der Studie ! mit letztendlich nur 33 bzw.32 Personen als Grundlage] wird hier einfach unhinterfragt übernommen und quasi als Tatsache behandelt - was sie nicht ist.)

Danke Boggy, dass du immer wieder auf diese Wichtigkeit hinweist!
Mir fehlt bei der Harvard-EBV-Studie die Selbstkritik, ich finde die amerikanische Armee ist nicht repräsentativ für die Bevölkerung unseres Planeten. Sie ist es noch nicht einmal für das eigene Land, dafür spricht, dass über 70% der jungen Amerikaner dienstuntauglich sind.

Danke MO für Deine Unterstützung!
Dieses wichtige Argument wird auch von anderen Kritikern unterstützt:

"Auswahlverzerrungen können jedoch auch in Beobachtungsstudien zu falschen Assoziationen führen2 und könnten in dieser Studie von Bedeutung sein, da sie auf erwachsenen US-Soldaten basierte."

"Die begrenzte Häufigkeit der serologischen Tests und das Fehlen von MRT bedeutet, dass diese Studie nicht schlüssig beweisen kann, dass eine EBV-Infektion eine wesentliche Voraussetzung für die Entwicklung von MS ist. "

"möchten aber darauf hinweisen, dass die Schätzung des Risikokennwerts immer noch auf einer kleinen Zahl zuverlässig untersuchter Fälle und Kontrollen beruht."

"und dass die Größe der verfügbaren Kohorten eine Einschränkung darstellt."

Zu den Quellen s. =>
http://www.ms-ufos.org/index.php/index.php?id=80716

Gruß
Boggy

--
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MS, Gene und die Nord-Süd-Frage (nur ein Link)

agno @, Dienstag, 23.01.2024, 17:30 (vor 95 Tagen) @ Boggy

https://www.geo.de/wissen/gesundheit/genforschung--warum-manche-krankheiten-regional-ha...
https://www.spektrum.de/news/alte-dna-wie-das-genetische-erbe-die-europaeer-bis-heute-p...
https://www.derstandard.de/story/3000000202486/uralte-dna-enthuellt-wie-multiple-sklero...
https://web.de/magazine/wissen/geschichte/forscher-gleichen-uralte-gene-verblueffende-e...

"...Von den Jamnaja komme indes nicht nur die Veranlagung für eine große Statur und eine hellere Haut, sondern auch ein erhöhtes Risiko für Multiple Sklerose (MS)...Forscher spekulieren über Vorteil des höheren MS-Risikos...
Diese Gene stärkten das Immunsystem zu einer Zeit, als die Häufigkeit von Infektionskrankheiten zunahm - steigerten aber andererseits das Risiko einer Überreaktion der Körperabwehr. Dies sei eine stichhaltige Vermutung, so Asgari und Pousaz...
"

aus dem Geo-Link
"Mitautor Lars Fugger von der Universität Oxford ergänzt: "Das bedeutet, dass wir jetzt verstehen und versuchen können, MS als das zu behandeln, was sie tatsächlich ist: das Ergebnis einer genetischen Anpassung an bestimmte Umweltbedingungen, die schon in unserer Vorgeschichte auftraten.""

MS-Gene -> Haustiere????
überlegt agno

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Weiß nicht, woher ich komm, weiß nicht, wie lang ich bleib, weiß nicht, wohin ich geh, mich wundert, dass ich glücklich bin ...

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MS, eine genetische Anpassung...

agno @, Mittwoch, 24.01.2024, 16:28 (vor 94 Tagen) @ agno

aus dem Geo-Link
"Mitautor Lars Fugger von der Universität Oxford ergänzt: "Das bedeutet, dass wir jetzt verstehen und versuchen können, MS als das zu behandeln, was sie tatsächlich ist: das Ergebnis einer genetischen Anpassung an bestimmte Umweltbedingungen, die schon in unserer Vorgeschichte auftraten.""

https://dgn.org/artikel/1913
Fatigue muss nicht immer SARS-CoV-2-bedingt sein – eine Kasuistik
"Über 90% der Weltbevölkerung ist latent mit EBV infiziert. Das Virus persistiert lebenslang im Körper und kann in Stresssituationen, etwa bei anderen Erkrankungen, jederzeit reaktiviert werden. Da EBV-Reaktivierungen, wenngleich selten, zu schweren klinischen Manifestationen, beispielsweise zu Kardiomyopathien, Multisystemversagen oder Lymphomen führen können mahnen die Autorinnen und Autoren zu entsprechender Aufmerksamkeit im Rahmen der Pandemie. Das Wissen über die Assoziationen zwischen SARS-CoV-2-Infektionen und EBV-Reaktivierungen schaffe neue Ansätze für die Diagnose und den Umgang mit Long-COVID..."

??? Adeqauat vom Wolf zum Hund bräuchten wir jetzt ein "Hausvirus", einen gezähmten EBV???

agno

P.S.: Bedeutet die Abwehrschwäche, die "Stress" im Körper produzieren kann, dass das Gleichgewicht des Schreckens, zu welchem sich das Immmunsystem und die "Gäste" geeinigt haben, gestört ist?
"Gesundheit" ist seit heute, für mich, ein neues "Bild".

Ist die EBV-Reaktivierung ein Kampf der bestehenden EBV-Population, um die Vorherrschaft im Gastgeber, gegen eine Neuinfektion?

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Die Rückkehr der verhassten W.W.-Theorie?

agno @, Mittwoch, 24.01.2024, 16:52 (vor 94 Tagen) @ agno

at last but not least
Bedeutet dieser Thread, dass W.W. mit seiner "Vorsichtstheorie" auf dem richtigen Dampfer unterwegs gewesen wäre?
Überspitzt beschrieben:
Dass man als Träger der besseren Jamnaja-Abwehr, immer auf Glas geht? Weil "Stress" die Abwehr autoimmun fehlleiten könnte?

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