immer wieder: MS und Stress (Allgemeines)

Boggy, Dienstag, 30.01.2024, 10:19 (vor 88 Tagen)

Bei den Amseln wird wieder mal das Thema "MS und Stress" diskutiert.
Auch wenn ich mich wiederhole, lohnen sich vielleicht doch auch hier noch einmal ein paar Hinweise und Anmerkungen.

Da gibt es z.B. diesen Artikel der MS-Stiftung Trier =>

https://ms-stiftung-trier.de/stress-und-ms/

Aus dem Fazit zitiert:
"Es gibt Hinweise darauf, dass Stress mit dem Auftreten von Schüben assoziiert ist.

Die gute Nachricht ist jedoch, dass es sich nicht um einen Automatismus handelt, also nicht jeder erlebte Stress automatisch zu einem Schub führt, sondern sich die Wahrscheinlichkeit, einen Schub zu erleben, nur für einen Teil der Betroffenen für eine gewisse Zeit erhöht.

Bezüglich der Auswirkung von Stress auf die Entstehung von MS und den Krankheitsverlauf gibt es keine überzeugenden Hinweise. Stress als alleiniger bzw. zentraler Auslöser für die Entstehung einer MS oder als Treiber für eine Verschlechterung der Erkrankung kommt somit nicht in Betracht."


Diese bei den Amseln zitierte Studie
https://onlinelibrary.wiley.com/doi/10.1002/brb3.3073
beruht auf "Selbstauskünften", die Personen auf eine Online-Umfrage hin abgegeben haben. Solche Umfragen haben nur einen begrenzten Aussagewert. Sie sind nicht repräsentativ.

Zitat aus der Veröffentlichung:
"Selbstauskunftsdaten wurden gesammelt, indem am 18. Oktober 2021 ein REDCap-Umfragelink per E-Mail an den Listserv der U.S. National MS Society mit fast 80.000 Menschen mit MS gesendet wurde; der Link blieb bis zum 4. November offen. Teilnahmeberechtigt waren Erwachsene, die der englischen Sprache mächtig sind und angeben, dass bei ihnen offiziell MS diagnostiziert wurde."

Die Studienautoren weisen auch selbst auf diese Beschränkungen hin:
"Zu den Einschränkungen gehören Querschnittsdaten und subjektive Selbstauskünfte, die von einem kleinen Teil der 80.000 Menschen mit MS, die auf der Liste der Nationalen MS-Gesellschaft stehen, stammen
[das heißt, es wurden nur 713 Personen von den 80.000 Personen, die angemailt worden waren, in die Untersuchung übernommen; Boggy]
und die einem Erinnerungsfehler unterliegen könnten."

Mein Kurzfazit:
Ees gibt es keinen Beleg für "Stress" als "Ursache" der MS,
und da die Krankheitsprozesse der MS Jahre vor den ersten offensichtlichen Symptomen beginnen, ist eine Verbindung zwischen "stressvollen" Ereignissen und der Lebensgeschichte und dem Beginn der MS kaum möglich, weil der Zeitpunkt, an dem die MS begann im Dunklen liegt und nicht in der Rückschau erkennbar werden kann - weder subjektiv noch in objetivierbarer Form.

Und zu Schüben und Stress, s. z.B. den Artikel der MS-Stiftung Trier.

Gruß
Boggy

--
Um unserer persönlichen und gesellschaftlichen Freiheit willen müssen wir immer wieder die Saat des kritischen Verstandes und des begründeten Zweifels säen.


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