Ist das Epstein-Barr-Virus die Ursache der MS? (Teil 2) (Allgemeines)

W.W. @, Donnerstag, 20.01.2022, 13:05 (vor 825 Tagen) @ W.W.

4. Von 35 MS-Patienten konnte nur bei 34 nachgewiesen werden, dass sie vor Erkrankungsbeginn der MS mit EBV infiziert worden waren.
Auch hier könnte etwas im Spiel sein, das wir wegen der großen Datenmenge nicht gründlich genug untersuchen können. Dennoch denke ich, die Zahlen sprechen für sich. Auch wenn die EBV-Infektion eine notwendige Voraussetzung zu sein scheint, an MS zu erkranken, ist sie ganz sicher nicht ausreichend. Es müssten also gewichtige Co-Faktoren (Risikofaktoren) hinzukommen.

Es gibt auch noch andere Einwände:
5. Ist die Häufigkeit des EBV könnte nur eine Korrelation und keine Ursache sein.
Das wäre denkbar, aber wenn es nur eine Korrelation wäre, dann müsste wenigstens ein paar Leute mehr geben, die sich mit EBV erst nach MS-Beginn infizieren, da MS teils schon bei Kindern und in den meisten Fällen zwischen 20 und 40 beginnt.

6. Ist eine EBV-Infektion vielleicht nur ein ‚Risikofaktor’, um eine MS zu bekommen?
Z.B. ist die Genvariante HLA-DR15 ein ‚Risikofaktor’ für die MS. Aber wenn sie das MS-Risiko um das Dreifache steigert, war es im Fall von EBV-Antikörpern um den Faktor 32 erhöht. Das ist ein starkes Argument dafür, dass eine EBV-Infektion nicht eine von vielen Risikofaktoren ist, sondern die entscheidende.

Sie sehen, so ganz lassen sich gewisse Zweifel nicht aus der Welt schaffen. Aber es gibt auch noch andere offene Fragen.

Wie kann es sein, dass aus einem viralen Infekt eine MS wird?
Auch in dieser Hinsicht fällt eine ‚Erklärung’ etwas umständlich aus, als versuche man mit allen Kräften, seine Anfangsthese zu verteidigen. Man bringt die ‚virale Mimikry’ ins Spiel. Damit meint man, Viren besitzen eine Eiweißhülle, an der sie von Lymphozyten als Feinde erkannt werden. Nun gibt es aber einen Trick, das Abwehrsystem zu täuschen, indem sich ein Virus wie der Wolf in einen Schafspelz kleidet.

Das EBV soll ein Virus sein, das in einen Mantel gehüllt ist, dessen Oberfläche dem Myelin täuschend ähnlich ist. So kann sich lange Zeit der Entdeckung durch Lymphozyten entziehen. Der Eiweißmantel besteht aus den fünf Aminosäuren R-R-P-F-F ist. Genau dieses R-R-P-F-F findet sich in einem Eiweiß, dass sich nur unter Stress in der weißen Hirnsubstanz ausbildet. Demgemäß lautet die EBV-Stress-Hypothese: Irgendwann einmal in der Kindheit infiziert man sich mit dem Epstein-Barr-Virus, und die Lymphozyten werden gegen R-R-P-F-F „allergisiert“.
Das führt zunächst zu keinen Problemen, weil im Körper kein R-R-P-F-F vorkommt. Entsteht aber später in belastenden Lebenssituationen das Stressprotein in der weißen Hirnsubstanz, dann greifen die Lymphozyten die vermeintlichen Erreger an und zerstören sie.

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