Ist das Epstein-Barr-Virus die Ursache der MS? (Allgemeines)

W.W. @, Mittwoch, 19.01.2022, 16:32 (vor 800 Tagen) @ W.W.

Ich denke, dass die Arteriosklerose einen guten Vergleich darstellt: Wir kennen ihre Ursache nicht, nur ihre Risikofaktoren: Hypertonie, Übergewicht, Diabetes, Stress… Auch wenn das Übergewicht deutlich häufiger wären als die anderen Faktoren, dann würde man doch wohl kaum behaupten, das Übergewicht seine die Ursache der Arteriosklerose?!

Offene Fragen: Wie kann es sein, dass aus einem viralen Infekt eine MS wird?
Es gibt etwas, das als ‚virale Mimikry’ bezeichnet wird. Viren besitzen eine Eiweißhülle, an der sie von Lymphozyten als Feinde erkannt werden. Nun gibt es aber einen Trick, das Abwehrsystem zu täuschen, indem sich ein Virus wie der Wolf in einen Schafspelz kleidet. Ein Virus, das in einen Mantel gehüllt ist, dessen Oberfläche körpereigenen Substanzen, beispielsweise dem Myelin, täuschend ähnlich ist, kann sich lange Zeit der Entdeckung durch Lymphozyten entziehen.

Irgendwann einmal im späteren Leben, unter Umständen, über die wir leider noch viel zu wenig wissen (Infektionen? Stress?), erkennen die Lymphozyten endlich, dass es sich um einen Eindringling handelt, der sich unter falscher Flagge eingeschmuggelt hat, und werden aktiv. Dabei gelangen einige von ihnen auch ins Gehirn, verwechseln im Eifer des Gefechts die weiße Hirnsubstanz mit ihren wirklichen Gegnern und zerstören nicht nur das Virus, sondern auch die Struktur, die es zu seinem Schutz imitiert hat.

Das EBV besitzt einen Eiweißmantel, dessen Erkennungsmerkmal eine Kette aus den fünf Aminosäuren R-R-P-F-F ist. Genau dieses R-R-P-F-F findet sich in einem Eiweiß, dass sich nur unter Stress in der weißen Hirnsubstanz ausbildet. Demgemäß lautet die EBV-Stress-Hypothese: Irgendwann einmal in der Kindheit infiziert man sich mit dem Epstein-Barr-Virus, und die Lymphozyten werden gegen R-R-P-F-F „allergisiert“. Das führt zunächst zu keinen Problemen, weil im Körper kein R-R-P-F-F vorkommt. Entsteht aber später in belastenden Lebenssituationen das Stressprotein in der weißen Hirnsubstanz, dann greifen die Lymphozyten die vermeintlichen Erreger an und zerstören sie.

Welche Konsequenzen Könnte die Studie haben?
Ascherio sieht den Nachweis eines Zusammenhangs zwischen EBV und MS als „wichtigen Schritt“ für die Vorbeugung und Behandlung der Erkrankung: „Ein EBV-Impfstoff oder die gezielte Behandlung mit EBV-spezifischen antiviralen Medikamenten könnte MS letztendlich verhindern oder heilen.“

Man könnte der bisherigen MS-Therapie vorwerfen, dass sie sich zu sehr mit der Supprimierung bzw. Modulierung des Immunsystems befasst hätte. Man hätte also eine Folge des EBV-Infektion behandelt und nicht die Ursache, also den viralen Infekt selbst.
Was eine mögliche Impfung anbelangt: Man sollte das EBV zwar nicht mit dem Corona-Virus (Covid-19) vergleichen, aber die Gefahr besteht, dass eine Impfung allein nicht eine lebenslange Sterilität bedingt. Wir kennen das von der Grippe-Impfung.
Eine andere Gefahr: Sollte ein Vakzin eine EBV-Infektion aber nicht verhindern, sondern nur aufschieben, könnte die Impfung sich sogar als kontraproduktiv erweisen, erläutert Ruprecht. Denn je später im Leben sich ein Mensch mit dem Epstein-Barr-Virus infiziert, desto höher das Risiko für das Pfeiffersche Drüsenfieber - und auch für Multiple Sklerose.

(Fortsetzung folgt)


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