Glück tut nicht weh! (Straßencafé)

W.W. @, Donnerstag, 16.09.2021, 15:35 (vor 952 Tagen) @ Boggy

WW bezieht sich in einem thread auf Erich Kästners Gedicht „Der Mai“, dabei u.a. auf die Zeilen:

„Melancholie und Freude sind wohl Schwestern.
Und aus den Zweigen fällt verblühter Schnee.
Mit jedem Pulsschlag wird aus Heute Gestern.
Auch Glück kann weh tun. Auch der Mai tut weh.“

Das muß ich unbedingt zum Anlaß nehmen, Herrn Kästner hier zu widersprechen.

Glück kann nicht weh tun!
Glück macht glücklich.
Der Verlust von Glück allerdings KANN weh tun. Das Vergehen von Glück KANN weh tun. Das ist aber was anderes. Wir sollten hier genau sein.


Ich muss gestehen, dass ich ganz anderer Meinung bin wie Boggy! Ich glaube, Kästner hat Recht.

Könnte es um etwas anderes gehen? Um das Großzügige und das Kleinkarierte? Ich bin ja eher für das Großzügige ('Im Galarock des heiteren Verschwenders...'), auch wenn da manche Späne fallen, wenn gehobelt wird, weil ich meine, dass die Sprache etwas ganz Besonderes ist, welche im alltäglichen Gebrauch lebt, und keine Konserve ist.

Wenn ich das schreibe, fällt mir vieles ein, worin ich mir selbst widerspreche, aber dennoch: Die Sprache ist etwas Lebendiges, auch wenn man sie durch Missbrauch schänden kann, wenn man es mit ihr nicht so ganz genau nimmt.

Ich merke mehr und mehr, dass Sprache ja niemals genau ist, denn kein Wort kann beschreiben, wie ein guter, alter Whiskey schmeckt! Und immer, wenn wir etwas Geistreiches sagen, vergleichen wir Äpfeln mit Birnen! Immer! Sonst wäre die Sprache eine Fregesche Bedeutungsschrift.

W.W.

PS: Ich merke, dass ich 'als' und 'wie' nicht mehr voneinander unterscheiden kann. Ich denke, in einem zukünftigen Duden wird diese Unterscheidung verschwinden.


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