Die oralen MS-Therapie (Allgemeines)

W.W. @, Donnerstag, 09.06.2016, 10:28 (vor 2879 Tagen) @ W.W.

Das PML-Risiko von Tecfidera (Fortsetzung)

Ich referiere aus dem DEUTSCHEN ÄRZTEBLATT: Das Problem wurde zuerst mit dem MS-Medikament Natalizumab deutlich, das bestimmten Immunzellen den Weg in das Gehirn versperrt und damit eine körpereigene Abwehr von JC-Virus-Infektionen ausschaltet. Die Komplikation tritt typischerweise nach einer längeren Behandlungsdauer auf. Sie wurde bei Natalizumab erst nach der Zulassung erkannt, was in den USA die zwischenzeitige Marktrücknahme des Präparats Tysabri zur Folge hatte.
Auch bei Tecfidera trat der erste PML-Fall erst nach der Zulassung auf. Im Oktober 2014 starb in Deutschland eine MS-Patientin, die Tysabri bereits im Rahmen einer klinischen Studie erhalten hatte und die Therapie nach der Zulassung fortsetzte. Zum Zeitpunkt der PML war sie bereits 4,5 Jahre mit dem Wirkstoff behandelt worden. Vor der PML hatte 3,5 Jahre lang eine anhaltende Lymphopenie bestanden, die trotz niedriger Leukozyten- und Lymphozytenwerte als klinisch nicht bedeutsam eingestuft worden war.
Aus der Behandlung der Psoriasis mit Fumaderm war allerdings bekannt, dass eine anhaltende Lymphopenie das Risiko auf opportunistische Infektionen erhöht, zu denen auch die JC-Virusinfektion gehört. Anlässlich von drei Fällen einer PML hatte der Hersteller im Juni 2013 einen Rote-Hand-Bericht an die Dermatologen adressiert.
Inzwischen sind indes weitere PML-Fälle bekannt geworden: Nach der Anwendung von Fumaderm sind neun Patienten und nach der Anwendung von Tecfidera zwei Patienten erkrankt. Einzelheiten zu den Fällen werden nicht mitgeteilt. Das BfArM betont allerdings erneut die Bedeutung einer längerfristigen, schweren Lymphopenie als Risikofaktor für die Entstehung einer PML. Die Ärzte werden erneut auf die Notwendigkeit regelmäßiger Blutbildkontrollen (inklusive Differential-Blutbild) bei allen Patienten hingewiesen, die mit Dimethylfumarat-haltigen Arzneimitteln behandelt werden.
Bei Vorliegen niedriger Lymphozytenwerte sollte die Therapie abgebrochen werden. Die Fachinformation von Fumaderm fordert in den ersten 3 Monaten Kontrollen im 14-tägigen Abstand. Bei unauffälligen Befunden wird eine monatliche Blutbildkontrolle für ausreichend erachtet. Bei Tecfidera muss vor der Behandlung ein großes Blutbild vorliegen. Eine Kontrolle wird nach 6 Monaten der Behandlung empfohlen sowie danach alle 6 bis 12 Monate und wenn klinisch indiziert. Das Krankheitsbezogene Kompetenznetz Multiple Sklerose (KKNMS) rät zu einem kürzeren Intervall von sechs bis acht Wochen.

2. Fingolimod (Gilenya®)
Fingolimod ist kein normales Basistherapeutikum, sondern gehört zur Eskalationstherapie. Es ist nur bei solchen Patienten angezeigt:
– Patienten mit hoher Krankheitsaktivität trotz Behandlung mit mindestens einer krankheitsmodifizierenden Therapie
– Patienten mit rasch fortschreitender schwerer schubförmig-remittierend verlaufender Multipler Sklerose, definiert durch zwei oder mehr Schübe mit Behinderungsprogression in einem Jahr.

Was man auch einnimmt, man wird immer unsicher sein. Ich denke, die folgende Schilderung ist typisch:
Ich nehme Fingolimod seit knapp über zwei Jahren; ich war schon bei der Studie dabei. Außer den bekannten Nebenwirkungen bei der Ersteinnahme und den veränderten Blutwerten, die aber Teil des Konzepts sind, habe ich keine Nebenwirkungen. Ich habe Juni seit der Einnahme von Fingolimod auch keine Schübe mehr gehabt und laut regelmäßiger MRTs kein Fortschritt sichtbar.
Einziger Wermutstropfen ist eine ziemlich genau mit dem Zeitpunkt der Ersteinnahme einsetzende Progression der Krankheit. (Irgendwie hatte ich damals auch gespürt, dass die MS aktiv werden wollte, deswegen war ich auch so scharf auf das Fingolimod, wollte es unbedingt haben und wurde auch in die Studie aufgenommen.)
Mit anderen Worten: Ich habe heute Behinderungen, die ich vor zwei Jahren noch nicht hatte, allerdings alles Beschwerden, die während der Schübe früher schon einmal aufgetreten waren und die sich dann via Remission wunderbarerweise wieder zurückentwickelt hatten.
Ansonsten: Keine Nebenwirkungen - und bis auf die MS und die dadurch verursachten Einschränkungen und Behinderungen topfit

Und auch diese:
Seit zwei Monaten nehme ich das Gilenya®. Am Anfang hatte ich Nebenwirkungen, die schnell wieder vergingen (Herzkreislauf, juckender Oberkörper, Müdigkeit). Nun, zwei Monate später, beginnt das mit dem Juckreiz erneut und ich komme am Morgen kaum noch aus den Federn. Ich bin mittlerweile so müde, dass ich kaum noch kann. Klar, das Fatigue war bei mir schon vorher ausgeprägt, aber das ist nichts im Vergleich zu jetzt. Mit diesem Gilenya gehe ich extrem auf dem Zahnfleisch seit 2-3 Wochen.
Kennt das jemand, diese abnorme Müdigkeit von Gilenya? Legt sich das mit der Zeit wieder?

...

W.W.


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