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Frisch aus der Presse: Die ZIMS 11 ist da (Allgemeines)

naseweis ⌂ @, in meinem Paradies, Mittwoch, 30.06.2021, 12:52 (vor 1002 Tagen)

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genau das Richtige, nicht nur für diese trüben Tage:

  • Starkregen
  • dunkler Himmel
  • sommerliche 16°
  • EM augeschieden,
  • Urlaub wieder rum

da kommt die ZIMS 11 grad recht mit dem Titel: Probleme sichtbar zu machen

erkannte Probleme in der aktuellen Ausgabe:

  • Leitlininen unter der Lupe
  • Schluss mit dem Stigma
  • Froh, nicht arm zu sein
  • Bockmist bei MS
  • die Rentenfrage


Einzelne Artikel
Komplette Ausgabe als Downlod

--
das Geheimnis der Medizin besteht darin,
den Patienten abzulenken,
während die Natur sich selber hilft (Voltaire)

Sisyphos hatte es auch nicht leicht

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Frisch aus der Presse: Die ZIMS 11 ist da

UWE, Donnerstag, 01.07.2021, 10:31 (vor 1001 Tagen) @ naseweis

Habs quer gelesen.
Viele Binsenweisheiten und Allgemeinplätze.
Kann für mich nichts substanziell brauchbares finden.

Ist aber meine ganz individuelle Sicht.

LG
Uwe

--
Nichts auf der Welt ist so gerecht verteilt wie der Verstand.
Denn Jedermann ist überzeugt, dass er genug davon habe.
– René Descartes

Ein hervorragender Beitrag von Nathalie Beßler!

W.W. @, Donnerstag, 01.07.2021, 13:27 (vor 1001 Tagen) @ naseweis

Die ZIMS ist eine erstaunliche MS-Zeitschrift: spannend, verlässlich, patientennah, die den Veröffentlichungen der DMSG den Rang abgelaufen hat! Im aktuellen Heft geht es um die Stigmatisierung der MS-Betroffenen.

'Stigma' stammt aus dem alten Griechenland: Wer etwas Verurteilenswertes begangen hatte, wurde 'stigmatisiert', d.h. ihm wurde ein Zeichen in die Haut geritzt. Werden MS-Betroffene überhaupt stigmatisiert, könnte jemand fragen, dem es um knallharte Fakten geht?

Es gibt zwei Arten von Aussagen: die einen sind naturwissenschaftliche und statistische Fakten, die oft entsetzlich unpersönlich sind und je nach Interpretation in einem anderen Licht erscheinen, das andere ist die phänomenologische Sichtweise, was manche als 'gefühlsmäßigen Brei' verunglimpfen, aber dem Leser das Gefühl vermittelt: "So ist es!" Das letztere geschieht in der neuen ZIMS. Ein besonders treffendes Beispiel:

Während an Patient*innen mit Lungenkrebs das Stigma "Zu viel geraucht!" und an Menschen mit Übergewicht das Stigma "Zu viel gegessen!" haftet, sehen sich MS-Betroffene mit dem Stigma "Bald im Rollstuhl!" konfrontiert.

Früher wurden überwiegend Menschen mit schweren Behinderungen diagnostiziert, was aber heutzutage keineswegs mehr der Fall ist. Deswegen sollte sich das Bild, dass der Laie von der MS hat, schon längst gewandelt haben. Hat es aber nicht! Es bleibt der Hauptvorwurf: Wenig belastbar!"

Woran liegt das? An den Zeitungen und den Medienberichten über MS, für die es immer noch die schlechten Nachrichtungen sind, die den Leser anziehen. Die, die es besser wissen müssten, also die Ärzte und ihr Personal, sind keineswegs ausgenommen, weil sich am desolaten Image der Krankheit am besten verdienen lässt - wie früher auf Jahrmärkten.

Ein Mensch, dem es trotz seiner MS gutgeht, scheint niemanden zu interessieren. Höchstens dann, wenn er die Medikamente, die ihm die Neurologen anbieten, ablehnt. "Selbst schuld!", wenn jemand die helfende Hand nicht annehmen will. Dazu kommt oft noch etwas anderes, nämlich die vorwurfsvolle Frage: "Man sieht Ihnen ja gar nicht an, dass Sie MS haben!"

Nathalie Beßler verschweigt auch nicht die Selbststigmatisierung. Wer sich dem Mainstream der Meinungen anschließt und nicht seine Selbstständigkeit anstrebt, schadet sich selbst, meint sie. Daneben gibt es auch das verheerende Selbstmitleid, das sich darin äußert, dass es sich Betroffene mit ihrer Krankheit zu bequem machen und sich damit selbst einen Bärendienst erweisen, indem sie sich bedauern und bedienen lassen, obwohl sie es eigentlich gar nicht nötig hätten.

Was Nathalie Beßler hier vorlegt, ist eine sehr feinfühlige Analyse. Viele Menschen lieben es, MS-Betroffene in Schubladen zu stecken. Könnte es auch ohne diese Stigmatisierung gehen? Indem z.B. Betroffene von den Krankenkassen schneller und großzügiger mit Hilfsmitteln versorgt würden, um mit ihrer MS besser zurecht zu kommen. Dass Hilfsmittel, Krankengymnastik und Ergotherapie vor Medikamenten stehen!

Der Weg ist naheliegend. Aber es sind noch viele Vorurteile zu überwinden.

W.W.

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Ein hervorragender Beitrag von Nathalie Beßler!

agno @, Donnerstag, 01.07.2021, 14:33 (vor 1001 Tagen) @ W.W.

Dass Hilfsmittel, Krankengymnastik und Ergotherapie vor Medikamenten stehen!


Der Weg ist naheliegend. Aber es sind noch viele Vorurteile zu überwinden.

W.W.

Heute Vormittag, eine nette Praxisschreibkraft:
Was die Waffenlobby in den USA ist die Pharmalobby in Deutschland.
:-(
agno

--
Weiß nicht, woher ich komm, weiß nicht, wie lang ich bleib, weiß nicht, wohin ich geh, mich wundert, dass ich glücklich bin ...

Ein Beitrag von Nathalie Beßler?

Boggy, Freitag, 02.07.2021, 17:56 (vor 1000 Tagen) @ W.W.

Nathalie Beßler verschweigt auch nicht die Selbststigmatisierung. Wer sich dem Mainstream der Meinungen anschließt und nicht seine Selbstständigkeit anstrebt, schadet sich selbst, meint sie.

Diese Aussage kann ich im Artikel nicht finden.
Können Sie ein wörtliches Zitat anführen?

Daneben gibt es auch das verheerende Selbstmitleid, das sich darin äußert, dass es sich Betroffene mit ihrer Krankheit zu bequem machen und sich damit selbst einen Bärendienst erweisen, indem sie sich bedauern und bedienen lassen, obwohl sie es eigentlich gar nicht nötig hätten.

Auch das kann ich im Artikel in dieser Form nicht wiederfinden. Können Sie ein wörtliches Zitat anführen? Falls Sie hier paraphrasiert haben, sollten Sie dennoch die entsprechende Stelle anführen können.

Wenn es so ist, wenn dies tatsächlich im Artikel steht, dann ist es eine Anmaßung und Frechheit, in dieser Form über an MS erkrankte Menschen zu urteilen, zu verurteilen; mal abgesehen davon, ob das überhaupt eine richtige Darstellung ist oder nur ein Vorurteil reproduziert. Gibt es diese Menschen? In bedeutsamem Umfang? Oder wird hier diffamiert?

Mir kommt es nun so vor, als hätten Sie hier eine Inhaltsangabe des Artikels mit Ihren persönlichen Ansichten über an MS erkrankte Menschen vermischt, ohne kenntlich zu machen, was zu Ihnen und was zum Artikel gehört.
Das kann dazu führen, daß der Leser die Artikelautorin für etwas in Verantwortung nimmt für das eigentlich Sie selbst stehen.

Boggy

--
Um unserer persönlichen und gesellschaftlichen Freiheit willen müssen wir immer wieder die Saat des kritischen Verstandes und des begründeten Zweifels säen.

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vom sozialen Stigma des zu erwartenden Verlustes der gesellschaftlichen Nützlichkeit

agno @, Freitag, 02.07.2021, 22:18 (vor 1000 Tagen) @ W.W.

Wolfgang, mir ist unwohl mit diesem anscheinend feinfühligen & wissenschaftlich gut recherchierten Text.
Warum?
Es gibt keinen Ausweg! Es ist so!
aber, niemand mit Herz oder mit einer einfachen Ausstattung an ethischen Grundsätzen, wird nach diesen Wertemaßstäben analysieren. Im Gegenteil! Wer sich in diesen Sumpf begibt, zeigt seine niedrige Natur. Niemals sollte man sich als Patient einem solchen Menschen oder sogar grundsätzlich, einer solchen Diskussion, öffnen.
agno
P.S.: Ich vermute dass es einige solcher Stigmen gibt, bei denen die betroffene Person ausgeliefert ist. Angefangen von Körpergröße über Schönheit, Intellegenz und eventuell sogar Geschlecht und Hautfarbe betreffend.

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Weiß nicht, woher ich komm, weiß nicht, wie lang ich bleib, weiß nicht, wohin ich geh, mich wundert, dass ich glücklich bin ...

vom sozialen Stigma des zu erwartenden Verlustes der gesellschaftlichen Nützlichkeit

W.W. @, Samstag, 03.07.2021, 13:34 (vor 999 Tagen) @ agno

Besteht die Gesellschaft aus Einzelmenschen? Das soll vorkommen, aber in aller Regel ist die Gesellschaft ein System und besteht nicht aus Menschen - genauso wenig wie das Triebwerk einer Uhr aus Rädern, Federn und Schräubchen besteht.

Sicher gibt es einzelne Menschen, die sich aus ihrer Umgebung befreit haben wie aus einem Maelstrom. Aber in aller Regel sind wir in den Systemen gefangen, die sich uns einverleibt haben. Gerade der MS-Betroffene ist auch dann eine Marionette, wenn er sich noch so frei fühlt und beweist, wie frei er ist.

Ich weiß nicht, ob das heutzutage noch stimmt:confused: , aber so habe ich es vor 30 Jahren bei Niklas Luhmann gehört. Aber natürlich wäre es denkbar, dass das Schnee von gestern ist. (Nein - ich habe kein Zitat! Es ist nur eine ungefähre Erinnerung.)

Haben wir es gelernt, uns von der Gesellschaft zu befreien?

Wolfgang

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Hiob?

agno @, Samstag, 03.07.2021, 14:08 (vor 999 Tagen) @ W.W.

Ich weiß nicht inwieweit man sich von der Gesellschaft befreien kann bzw sollte.
Man kann aber signalisieren, dass es Grenzen gibt, die man seinen Mitmenschen nicht zu überschreiten gestattet.
Jedes mal den Hiob philosophisch außeinander pflücken geht nicht.
https://de.wikipedia.org/wiki/Ijob#Theologie
"Obwohl die Haltung der drei Freunde der biblischen Weisheitstheologie entspricht, wird sie im abschließenden Gottesurteil (42,7–9) verworfen: In der konkreten Situation des leidenden Freundes versagt das bloße Reden über Gott und Belehren, weil es zu teilnahmsloser, zynischer Menschenverachtung statt zu solidarischem Mitgefühl wird"

Gruß agno

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Weiß nicht, woher ich komm, weiß nicht, wie lang ich bleib, weiß nicht, wohin ich geh, mich wundert, dass ich glücklich bin ...

Hiob?

W.W. @, Samstag, 03.07.2021, 14:15 (vor 999 Tagen) @ agno

Mir ging es nicht um Hiob in der Interpretation seiner Freunde, sondern eher darum, dass wir fälschlich meinen, uns befreit zu haben, aber schon in die nächste Falle getappt sind. Selbst, wenn wir meinen, uns befreit zu haben, sind wir umso mehr gefangen - wie eine Fliege, die sich in einem Spinnennetz geflogen ist.

Gibt es das irgendwo in der Literatur, dass der sich immer mehr verfängt, der sich am meisten Mühe gibt zu entkommen???:confused:

Wolfgang

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Raus......

naseweis ⌂ @, in meinem Paradies, Samstag, 03.07.2021, 15:44 (vor 999 Tagen) @ W.W.

Mir ging es nicht um Hiob in der Interpretation seiner Freunde, sondern eher darum, dass wir fälschlich meinen, uns befreit zu haben, aber schon in die nächste Falle getappt sind. Selbst, wenn wir meinen, uns befreit zu haben, sind wir umso mehr gefangen - wie eine Fliege, die sich in einem Spinnennetz geflogen ist.


Da gibt es doch die schöne Geschichte mit dem Frosch in der Milch, der nach genügend Strampeln mit der Butter endlich festen Boden unter die Füß bekommt.

Ein wunderbares, Mut machendes Beispiel....

Gibt es das irgendwo in der Literatur, dass der sich immer mehr verfängt, der sich am meisten Mühe gibt zu entkommen???:confused:

Wolfgang


Die Verstrickungen sind anstrengend, FINGER WEG! ;-)

Schönes Wochenende

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das Geheimnis der Medizin besteht darin,
den Patienten abzulenken,
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Sisyphos hatte es auch nicht leicht

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vom sozialen Stigma des zu erwartenden Verlustes der gesellschaftlichen Nützlichkeit

agno @, Montag, 05.07.2021, 19:54 (vor 997 Tagen) @ W.W.

Haben wir es gelernt, uns von der Gesellschaft zu befreien?

Wolfgang

Nun, wenn es niemand tut...
Ja Wolfgang du hast recht, das ist ja das fatale! Niemand trennt sich freiwillig von der Gesellschaft. Aber es gibt Auswege. Wer ordentlich leidet, darf dabei bleiben ohne eine primäre Nützlichkeit zu haben.
Gruß agno

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Weiß nicht, woher ich komm, weiß nicht, wie lang ich bleib, weiß nicht, wohin ich geh, mich wundert, dass ich glücklich bin ...

Ein hervorragender Beitrag von Nathalie Beßler!

W.W. @, Sonntag, 04.07.2021, 13:50 (vor 998 Tagen) @ W.W.

Ich bin Nathalie Beßler wirklich sehr dankbar für ihre Bemerkungen, obwohl es natürlich immer sein kann, dass man einen Text so liest, wie er einem erscheint bzw. das besonders lobt, was einem aus der Seele zu sprechen scheint.

Das gehört zur Kommunikation dazu, dass man etwas so versteht, wie man es verstehen will - und das gutheißt, was man für gut hält, und das ablehnt, was man ablehnen will. Wir sind eben Menschen!:confused:

Nach Luhmann ist die Regierungspolitik ein System, ist auch die Gesundheitspolitik ein System und natürlich auch die DMSG. Auch die Trierer Gruppe und die ZIMS ist ein System und wird dadurch bestimmt, wie dieses System in seine Umwelt hineinpasst und welcher Informationsaustausch über die Grenze System-Umwelt stattfinden kann.

Dabei geht es weniger um den vernünftigen Weg oder wie man am besten mit MS-Betroffenen umgeht, sondern darum, ob das System existenzfähig ist. Mir scheint das ZIMS-System sehr existenz- und konkurrenzfähig zu sein.

W.W.

Ein Beitrag von Nathalie Beßler in der ZIMS!

W.W. @, Montag, 05.07.2021, 10:16 (vor 997 Tagen) @ W.W.

Möglicherweise war das zu kryptisch, was ich geschrieben hatte. Es geht mir um das Gelingen von Kommunikation, und sehe, wie sehr in daran scheitere, mich verständlich zu machen.:confused:

Am Wochenende war meine Tochter da. Die Gespräche mit ihr haben mir sehr zu denken gegeben. Ich war mir immer sicher gewesen, sehr individuell zu sein, und habe mich immer gefragt, ob an dieser Einordnung alles stimmen könnte, denn jede Ameise würde sich ja möglicherweise auch als sehr individuell empfinden, aber sie macht sich etwas vor, denn sie ist im Wesentlichen Teil ihres Ameisenhaufens, also geht das Gemeinwohl vor das Wohl des Einzelnen.

Nun erwähnte meine Tochter beiläufig eine Dozentin in der Diakonie Bethel, die in einer Veranstaltung die Luhmannsche Systemtheorie bemüht hatte. Es war tatsächlich beiläufig und Anne sagte nur, dass sie vielleicht mal wieder etwas von Luhmann lesen wolle (denn sie ist ja von Haus aus Soziologin).

Ich merkte, dass ich keine Ahnung von Luhmann hatte uznd erinnerte mich nur, vor vielen Jahren in Düsseldorf an einem Kongress 'Decade of the brain' teilgenommen zu haben, wo auch Varela und der ur-uralte Eccles sprachen. Von diesem Moment an schwirrten Begriffe wie Autopoiese, Selbstbezüglichkeit, Zellsystem und Umwelt durch meinen Kopf, ohne dass ich damit etwas anzufangen gewusst hätte. Und vor allem, was hatte dieser krasse Biologismus mit der Soziologie zu tun?

Ich hatte es damals nicht begriffen und stehe auch jetzt noch wie ein Ochse vor dem Berg, aber ich merke mehr und mehr, dass ich Bestandteil vieler sich überlappender Systeme bin: Familie, Gemeinde, Staat, Gesundheitssystem, Gesetze und sogar Verkehrsregeln, Kapitalismus... und dass mein Wohlstand auch irgendetwas mit dem Verkauf deutscher Autos nach China zu tun hat oder mit Nordstream 2. Vielleicht sogar mit dem gewesenen Krieg am Hindukusch.

Auch die Tagesschau und die FAZ haben mich sicherlich wie eine Krake in ihre Fänge gezogen, und trotzdem war ich bis zum Wochenende felsenfest davon überzeugt, ein Individuum zu sein. Diese Sichtweise von Luhmann hat etwas sehr Verstörendes und scheint mir wahnsinnig intelligent zu sein - so intelligent, dass ich es kaum begreifen kann.

Aber vielleicht ist ja auch alles halb so schlimm, wie ich mich selbst einschätze - wie meine Frau meint! Vielleicht spinnen die Soziologen ja auch?! Das habe ich schon immer vermutet. Aber es wäre auch denkbar, dass ich das ablehne, was mir zu hoch ist. Ich zweifele sogar daran, den Text von Nathalie Beßler richtig verstanden zu haben.

Wäre es nicht schrecklich, wenn wir wie ein Dachs in seinem unterirdischen Bau wären, der keine Ahnung von der wirklichen Welt hätte?! Es würde keinen rechten Sinn mehr machen, sich zu unterhalten.:-(

W.W.

PS: Natürlich hätte ich einfach schreiben sollen: 'Ein Beitrag von Nathalie Beßler in der ZIMS', ohne ihn so überschwänglich zu loben.

Ein Beitrag von Nathalie Beßler in der ZIMS!

tournesol @, Montag, 05.07.2021, 11:39 (vor 997 Tagen) @ W.W.

Wäre es nicht schrecklich, wenn wir wie ein Dachs in seinem unterirdischen Bau wären, der keine Ahnung von der wirklichen Welt hätte?! Es würde keinen rechten Sinn mehr machen, sich zu unterhalten.:-(

Es fragt sich, was die 'wirkliche Welt' ist. Ich denke, die Gesamtheit aller Wahrnehmungen.

Unterhaltungen darüber sind oft so schwierig, weil jeder aus seinem Blickwinkel nur einen Ausschnitt sieht und den dann für die einzige Wahrheit hält.

Soziologen spinnen nicht, sondern sie sehen die Welt aus ihrer jeweiligen Soziologen-Sicht und erklären sie so.
Auch wenn du die Welt aus einem unterirdischen Dachsbau heraus siehst, ist diese Sicht nicht falsch, sondern ein Ausschnitt der wirklichen Welt. Niemand hat einen allumfassenden rundum-Blick, sondern jeder sieht nur einen mehr oder weniger großen Ausschnitt und beurteilt danach die Welt.

Ein Beitrag von Nathalie Beßler in der ZIMS!

W.W. @, Montag, 05.07.2021, 13:06 (vor 997 Tagen) @ tournesol

Worüber ich klage, ist weniger, dass ich keinen Rundum-Blick habe, sondern dass es mir abgesprochen wird (vielleicht bin ich aber da auch zu empfindlich), einfach so etwas festzustellen, was ich für richtig halte.

Ich komme mir schon vor wie Annalena Baerbock, dass hinter allem, was ich schreibe, etwas Hinter- und Abgründiges gewittert wird, als ob in meinem 'Bau' (bzw. hier im Forum) ein innerer Feind mit seiner Spürschnauze am Werke wäre, den ich noch nie so richtig gesehen habe, der aber jeder meiner Schwächen auf die Schliche kommt und sie brandmarkt, als seien sie ein Kapitalverbrechen.

Auch wir hier sind in einem 'System', dem Naseweis-System, was ja auch gut und richtig sein mag, dass jemand aufpasst, aber es kann manchmal auch passieren, dass man die Welt hinter tausend Stäben nicht mehr sieht.

Wolfgang

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was ich für richtig halte.

naseweis ⌂ @, in meinem Paradies, Montag, 05.07.2021, 13:48 (vor 997 Tagen) @ W.W.

.

Worüber ich klage, ist weniger, dass ich keinen Rundum-Blick habe, sondern dass es mir abgesprochen wird (vielleicht bin ich aber da auch zu empfindlich), einfach so etwas festzustellen, was ich für richtig halte.

Nee,
ich versteh das anders.
Jede(r) sagt/schreibt, was er für richtig hält.

Da dies hier aber ein Forum ist das vom Austausch lebt,
kann es für jede(n) möglich sein
seine eigene (für richtig gehaltene)
Meinung dazu abzugeben.

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das Geheimnis der Medizin besteht darin,
den Patienten abzulenken,
während die Natur sich selber hilft (Voltaire)

Sisyphos hatte es auch nicht leicht

Dachsbau

Mimmi, Dienstag, 06.07.2021, 00:23 (vor 997 Tagen) @ W.W.

"Wäre es nicht schrecklich, wenn wir wie ein Dachs in seinem unterirdischen Bau wären, der keine Ahnung von der wirklichen Welt hätte?! Es würde keinen rechten Sinn mehr machen, sich zu unterhalten."

Mal abgesehen davon, dass sich mir Ihre Gedankensprünge oftmals nicht erschließen, möchte ich Sie daran erinnern, dass hier die Schreiberlinge vermutlich einen GdB besitzen.

Behinderung = Teilhabe am Leben in der Gesellschaft ist beeinträchtigt.

Ich fühle mich auch ein wenig wie der Dachs im unterirdischen Bau - vielleicht ist das der Grund, warum ich mit Ihren Kommentaren nicht klarkomme:-)

Unter dem Aspekt, dass hier vermutlich überwiegend Menschen mit Behinderung zugegen sind (eingeschränkter Aktionsradius), finde ich Ihren Kommentar dezent daneben.

Aber vielleicht haben Sie ja auch Recht und Unterhaltungen machen ab einem gewissen Punkt/GdB keinen Sinn mehr :confused:

soziale Sicht auf Behinderung

"Behindertensoziologie"

Husch, husch zurück in den Dachsbau:wink:

PS:Irgendwann komme ich schon noch dahinter, warum ich hier am falschen Ort bin. Liegt es am höheren Durschnittsalter, liegt es daran das hier sowohl "Behinderte", als auch "Nichtbehinderte" schreiben , oder...?
Eigentlich ist das aber auch keine Erklärung - habe normalerweise nicht diese Probleme.
Vielleicht ist dieses Forum, aus welchem Grund auch immer, einfach
zu speziell (und ich zu Mainstream :gun:)

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Dachsbau

agno @, Dienstag, 06.07.2021, 07:54 (vor 996 Tagen) @ Mimmi

Hi Mimmi
Du bist nicht falsch!
Dass Wolfgang ein MS-freier alter Mann ist, macht ihn auch nicht falsch.
Diese Idee vom Dachsbau eines vergänglichen Menschen gegen Ende seiner zu erwartenden Betriebszeit. Das ist wunderbare Realsatire. Wobei dieses MS-Leben auch seinen Humor zeichnet.
Stell Dir vor, dass in einigen Jahren der Wolfgang auf der Bank neben Gott sitzt und beide hinunter zu Dir schauen. Findest Du den etwas überheblichen Dachsbauvergleich nicht kurios, so im Blick über das Universum? Könnte Gott fragen.
;-)
lG agno
P.S.: https://www.nzz.ch/feuilleton/robert-walsers-besitzergreifender-freund-carl-seelig-ld.1...

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Weiß nicht, woher ich komm, weiß nicht, wie lang ich bleib, weiß nicht, wohin ich geh, mich wundert, dass ich glücklich bin ...

Dachsbau

W.W. @, Dienstag, 06.07.2021, 09:56 (vor 996 Tagen) @ Mimmi

Zunächst einmal muss ich zugeben, dass die Geschichte mit dem unterirdischen Bau nicht von mir ist, und ich verabsäumt habe, die Quelle zu nennen. Nein, es war nicht Stefan!!!

Das andere ist das Kryptische oder die Gedankensprünge. Sie entsprechen nicht der Marotte, den kleinen Finger abzuspreizen, wenn man ein Glas Whiskey trinkt, sondern sind Ausdruck einer Unfähigkeit.

Ich glaube, das Einfache lässt sich einfach sagen (z.B. dass es regnet, oder dass MS-Medikamente nicht zufriedenstellend wirken), aber das Komplizierte kann man nur ziemlich kompliziert ausdrücken. Man merkt das manchmal bei Platon: Wenn er an eine Stelle kommt, wo er nicht mehr weiter weiß, erzählt er eine Geschichte.

Das, was ich nicht richtig zum Ausdruck bringen konnte, war ein Problem, das hier schon häufiger angesprochen wurde: Sind wir eine Insel, oder sind wir ganz im Gegenteil eine gigantische Vernetzung? Ich erwähnte ja, dass ich lange Zeit angenommen hatte, das Individuum bestimme seinen eigenen Weg, aber mehr und mehr kommen mir Zweifel. Wenn ich 1933 gelebt hätte, hätte mich vielleicht der Zeitgeist erfasst, und ich hätte wie ein glühender Hitleranhänger gedacht, jetzt bin ich eher Anhänger von Corona-Impfungen oder lehne sie ab.

In beiden Fällen bin ich es aber wohl nicht selbst, der sich entscheidet, obwohl man ja es sich immer als individuelle Entscheidung auf die Fahnen schreiben kann, dass man nicht mit dem Mainstream schwimmt. Aber auch die Ameise, die sich unter Zuhilfenahme ihrer Ellbogen ihren Weg bahnt, ist wie ein Tropfen in einem Wasserfall, der sich nur anscheinend herrlich frei fühlt.

Damit geht es auch um das Problem der Einsamkeit, dass man sich in einem unterirdischen Bau verkriecht, und nur noch auf Informationen reagiert, die uns durchs Internet erreichen. Wie ein Zischen, das man nicht richtig orten kann, oder das Geräusch eines Reissackes, der in China umgefallen ist.

W.W.

PS: Und dann noch dies: Was ich schreibe, soll nicht wegweisend sein oder einen Denkanstoß geben, sondern es ist unvollkommener Ausdruck eines Suchens, von dem ich manchmal hoffe, dass jemand, der ihn liest, denkt: Ja, das fasst auch meine Unsicherheit in Worte. Ich bestreite, dass das akademisch ist und am Alltag der MS-Betroffenen vorübergeht.

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Dachsbau

naseweis ⌂ @, in meinem Paradies, Dienstag, 06.07.2021, 14:32 (vor 996 Tagen) @ W.W.

Zunächst einmal muss ich zugeben, dass die Geschichte mit dem unterirdischen Bau nicht von mir ist, und ich verabsäumt habe, die Quelle zu nennen. Nein, es war nicht Stefan!!!

Na wenn es nicht Stefan war, wer dann ??
Ich hätte jetzt gar nicht nach der Quelle gefragt.
Wenn du es aber extra hervorhebst will ich's wissen ;-)

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das Geheimnis der Medizin besteht darin,
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während die Natur sich selber hilft (Voltaire)

Sisyphos hatte es auch nicht leicht

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raus aus'm Bau

naseweis ⌂ @, in meinem Paradies, Dienstag, 06.07.2021, 14:40 (vor 996 Tagen) @ W.W.

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Ich war grad
auf Futtersuche,
Raus aus'm Bau:

Damit geht es auch um das Problem der Einsamkeit, dass man sich in einem unterirdischen Bau verkriecht, und nur noch auf Informationen reagiert, die uns durchs Internet erreichen. Wie ein Zischen, das man nicht richtig orten kann, oder das Geräusch eines Reissackes, der in China umgefallen ist.

W.


Interessant, was da draussen so los ist.
Beim Händler meines Vertrauens gibt es zwar Wlan und somit auch Internet, aber alle die ich traf, waren offline. Das war schön. Wir haben uns u.a. über die besten Futterplätze ausgetauscht. Am Sonntag haben wir uns bei einem befreundeten Zweibeiner zum Fühschoppen verabredet. Auch das wird offline stattfinden.

Reissack ist hier keiner umgefallen.

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das Geheimnis der Medizin besteht darin,
den Patienten abzulenken,
während die Natur sich selber hilft (Voltaire)

Sisyphos hatte es auch nicht leicht

Das vielleicht?

stefan ⌂ @, Berlin, Dienstag, 06.07.2021, 16:00 (vor 996 Tagen) @ W.W.

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