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Ein Trauerspiel: Wie deutsche Universitäten Studien zurechtbiegen (Allgemeines)

naseweis ⌂ @, in meinem Paradies, Mittwoch, 22.11.2023, 00:03 (vor 158 Tagen)

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Wollen Forschende neue Therapien untersuchen, müssen sie die Ziele ihrer Analyse zuvor genau festgelegen. Doch häufig wird das Ziel noch im Laufe der Untersuchung angepasst - auch an deutschen Unikliniken.

...Am häufigsten wurden Endpunkte verändert, wenn die Industrie an der Studie beteiligt war

Selbst deutsche Universitätskliniken drehen häufig noch an ihren klinischen Studien, wenn diese längst begonnen haben, oder wenn sogar schon die Datenerhebung abgeschlossen ist, wie ein Team vom Zentrum für verantwortungsvolle Forschung am Berlin Institute of Health der Charité nun in Plos Medicine berichtet. Bei 23 Prozent aller klinischen Studien, die zwischen 2009 und 2017 von deutschen Universitätsklinika registriert wurden, wurden demnach die Endpunkte, also diejenigen Parameter, die man eigentlich messen wollte, noch im Nachgang geändert. Dazu haben die Forschenden um Martin Holst, Martin Haslberger, Lars Hemkens und Benjamin Carlisle die Einträge aller 1746 in diesem Zeitraum abgeschlossenen Studien ausgewertet und bei fast jeder vierten Änderungen an den Einträgen im Register für klinische Studien entdeckt. Bei 292 zufällig ausgewählten Arbeiten haben sie zudem die daraus entstandenen Publikationen in Fachjournalen genauer geprüft. Hier gab es sogar bei 55 Prozent der Studien nachträgliche Änderungen, die nur bei einem kleineren Teil (14 Prozent) auch im Register angeführt und zu einem noch kleineren (weniger als ein Prozent) in der Publikation erwähnt wurden. ...

Da der ganze Artikel in der SZ hinter der Aboschranke steht, verlinke ich direkt zu PLOS MEDICINE (engl. Original)

Aus der Übersetzung:

Hintergrund
Klinische Studienregister ermöglichen die Bewertung von Abweichungen veröffentlichter Studien von ihrem Protokoll, die auf ein erhebliches Risiko einer Verzerrung hinweisen können. Da die Einträge in vielen Registern jedoch jederzeit aktualisierbar sind, können Abweichungen unbemerkt bleiben. Unser Ziel war es, die Häufigkeit von Änderungen an primären Endpunkten in verschiedenen historischen Versionen von Registereinträgen zu beurteilen und zu ermitteln, wie oft diese unbemerkt bleiben würden, wenn nur Abweichungen zwischen veröffentlichten Studienberichten und dem neuesten Registereintrag bewertet würden.
.....
Schlussfolgerungen
In dieser Studie haben wir beobachtet, dass es in 55 % der Studien zu Veränderungen der primären Endpunkte kommt, wobei 23 % der Studien größere Veränderungen aufwiesen. Sie werden in der Ergebnisveröffentlichung selten transparent gemeldet und sind in der neuesten Version des Registrierungseintrags oft nicht sichtbar. Es ist mehr Transparenz erforderlich, unterstützt durch eine tiefergehende Analyse der Registrierungseinträge, um diese Änderungen leichter erkennbar zu machen.

Protokollregistrierung : Open Science Framework ( https://osf.io/t3qva ; Änderung in https://osf.io/qtd2b )


Glaube keiner Studie, die du nicht selbst gefälscht hast :wuerg:

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das Geheimnis der Medizin besteht darin,
den Patienten abzulenken,
während die Natur sich selber hilft (Voltaire)

Sisyphos hatte es auch nicht leicht


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