Daclizumab: Honi soit, qui mal y pense! (Allgemeines)
Lieber Marc,
wenn ich Sie recht verstehe, läuft Ihr Beitrag auf die Frage hinaus, wie ich zur immunmodulatorischen oder immunsuppressorischen MS stehe.
Wenn ich jetzt an die Himmelspforte treten müsste, und Petrus würde mich fragen, ob ich meine, ob alle diese Medikamente das Leid der MS-Betroffenen vermindert hätten, würde ich sagen: 'Das glaube ich nicht,'
Wenn er fragen würde, ob ich Studien für meine Ansicht anführen könnte, würde ich demütig sagen: 'Nein.'
'Aber', würde Petrus sagen, 'alle Studien kommen doch ziemlich übereinstimmend zu dem Ergebnis, dass die Medikamente in mindestens einem Drittel der Fälle helfen!' ,dann würde ich sagen: 'Ich glaube das nicht!'
Ich fürchte, Petrus wird mich verständnislos anblicken.
Ich musste eben leider unterbrechen. Ich wollte zum Ausdruck bringen, dass ich persönlich nicht an die Betainterferone, Copaxone, Natalizumab, Fumarsäure usw. glaube, aber es fällt mir schwer zu beweisen, warum ich skeptisch bin.
Manchmal glaube ich sogar, dass die ganze Welt (die Fachzeitschriften, die Medien, die Apotheken-Umschau und die Deutsche Ärztezeitung) an die Medikamente glauben, deren Wirkung ich bezweifele. Es ist, als ob sich alle miteinander verschworen hätten. Ja, manchmal fühle ich mich wie ein Verschwörungstheoretiker!
'Wie kannst du ohne Beweise', fragt Petrus, 'den armen MS-Betroffenen wichtige Medikamente vorenthalten?'
Ich kann ihm keine Antwort geben, aber ich muss sagen, ich bin nicht überzeugt.
"Ich kann in dein Herz sehen', meint Petrus, 'und ich sehe, dass du offen und ehrlich bist, aber du bist ziemlich naiv und wissenschaftlich taugst du wohl nicht viel.'
In den Himmel werde ich wohl nicht kommen, sondern eher in der Vorhölle landen. Nein, ich denke, es wäre den MS-Betroffenen besser ergangen, wenn ihnen die MS-Medikamente erspart worden wären. Das glaube ich. Und was meine ich damit? Ich glaube, wenn 100 Leute gleich nach der MS-Diagnose mit diesen Medikamenten behandelt wird, und 100 Leute nichts bekommen, und man beide Gruppen nach 20 Jahren nachuntersucht, dann haben beide denselben Behinderungsgrad. Das vermute ich, und ich weiß, dass sie mit den Medikamenten viel mehr leiden mussten.
Aber ich würde an den Universitätskliniken niemanden finden, der genau das, was ich hier gesagt habe, bestätigen würde. Man würde auf die Studienklage verweisen und dass es vielleicht noch zu früh sei und work in progress und dass doch kein ernsthafter Zweifel daran möglich sei, dass durch die Medikamente ein ganz entscheidender Fortschritt in der MS-Therapie geglückt sei, und wenn noch nicht alles zufriedenstellend ist, so doch ein gewaltiger Schritt in der richtigen Richtung...
Ich kann dem nicht zustimmen, weiß aber, dass ich ziemlich allein bin. Und dass mich viele dafür hassen werden, dass ich das hier sage.
Aber vielleicht habe ich Sie ja missverstanden, und Sie zweifeln auch...
Ich bin so müde geworden! Und jetzt wird die Daclizumab-Welle über uns kommen, und der Stein wird wieder nach oben gerollt werden...
W.W.