Die schöne neue Welt und CRISPR/Cas9 (Allgemeines)

W.W., (vor 3456 Tagen)

Wir hatten früher ja schon häufiger darüber gesprochen, wie man einen Dinopark anlegt, indem man tote, aber sonst noch gut erhaltene Mücken aus dem Bernstein gewinnt, der sie vor 100 Millionen Jahren wie ein großer Tropfen überraschte und umhüllte. Bei solchen urzeitlichen Mücken hat man ja manchmal das Glück, dass sie auf dem Rücken eines Dinosauriers gesessen und Blut gesaugt haben. Jedenfalls kann man mit der PCR-Technik versuchen, das Erbmaterial in den Erythrozyten vervielfältigen und neue alte Dinos herstellen.

Es gab ein paar Probleme, wie sie von Michael Crichton in seinen Romanen dargestellt wurden, aber im Prinzip ist das möglich, wenn auch nicht ganz einfach. Nun hat sich über das Schaf Dolly und andere Techniken der Genetiker so stark vereinfacht, dass wir beim Genome Editing und bei der CRISR/Cas9-Technik angekommen sind.

Man kann nur ahnen, was auf uns zukommt. Wenn ich es recht verstehe, ist das eine relativ einfache Methode, mit der man gezielt Gene aus der DNA ausschneiden kann. Dann verändert man sie und setzt sie wieder ein. Dazu benutzt man Genscheren, die den DNA-Strang zerschneiden, Mutasen, die ihn verändern und Synthetasen, die ihn wieder einsetzen. Das ist natürlich sehr laienhaft gesagt.

Vor allem für Nutzpflanzen scheinen die Möglichkeiten der CRISPR/Cas9-Technik unendlich zu sein: Ungünstige Gene können identifiziert, umgeschrieben und wieder eingesetzt werden. Das Getreide wird robuster und tragfähiger.
Auch z.B. beim Herzinfarkt. Es soll ein Gen geben, das die Aufnahme von Cholesterin in die Zellen verhindert. Wenn man das umändert (‚korrigiert’), dann nehmen die Endothelzellen unserer Arterien weniger Chosterin auf, und es kommt zu keinen arteriosklerotischen Verstopfungen mehr.

Sollte man das gleich das Schlimmste denken, dass es um den blonde, hübschen und hochintelligenten Arier geht? Erst einmal konzentriert man sich auf die Wiederauferstehung des ausgestorbenen Wollhaar-Mammuts. Wenn man mit der neuen Technik hunderte von Genen im Erbgut von Elefantenzellen gleichzeitig verändern kann, wird man dann dem Mammut nicht immer näher kommen. Mit dem Archaeopteryx kann man vermutlich ähnliches machen. Und man wird auch Tiere züchten können, die Organe haben, die man für die Transplantation in Menschen benützen kann. Vielleicht sogar Hirngewebe in Zellkulturen anpflanzen!

Und dann soll es da auch noch den ‚Gen-Drive’ geben. Damit werden nicht nur einzelne Individuen genetisch verändert, sondern ganze Populationen oder sogar eine Spezies.
Mich macht das nervös, weil das, was da auf uns zuzukommen scheint, unübersehbar ist. Ich halte es für wahrscheinlicher, dass wir in absehbarer Zukunft den ‚idealen Menschen’ erzeugen können als einen idealen Roboter oder Kolonien auf dem Mars gründen.

Ob die Chinesen und Japaner dieselben ethischen Bedenken haben werden wie wir? Ich glaube es nicht. Warum auch? Sie haben eine ganz andere Kultur, eine Kultur, in der eine mächtige Elite über eine ohnmächtige Masse herrschte. Aber wie sollte ich das beurteilen können, denn ich sehe das ja nur aus weitester Ferne.

Ich bin fassungslos. Von den Möglichkeiten, die MS auszurotten, ganz zu schweigen!

W.W.

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Die schöne neue Welt und CRISPR/Cas9

agno, (vor 3456 Tagen) @ W.W.

Was möglich ist, wird irgend jemand tun.
Die ideale zukünftige menschliche Population wird weniger klug sein und irgendwie als Ameisenstaat "funktionieren".
Oder mehrere Ameisenstaaten?
Und dann braucht es doch wieder die besonderen Individuen, mit den seltsamen Besonderheiten der menschlichen Menschen.
Imho ist die Natur und ein menschlicher Umgang mit Not das allerbeste Prinzip.
Dazu gehört auch Krankheit.
agno

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W.W., (vor 3456 Tagen) @ agno

Imho ist die Natur und ein menschlicher Umgang mit Not das allerbeste Prinzip.

Ich denke, Sie haben Recht! Aber da ist immer so ein Stachel im Menschen, der ihn dazu reizt, die Natur zu verbessern - sicut deus. Und würden wir nicht noch im Meer leben oder auf den Bäumen sitzen, wenn wir uns nicht gegen die Natur auflehnen würden?

W.W.

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Edithelfriede, Nordhessen, (vor 3456 Tagen) @ agno

Lieber agno,

Wie W.W. schrieb glaube ich auch nicht das man die MS ausrotten kann.
Mit der Einschränkung das MS nur bei Menschen auftreten kann und diese Art vernichtet sich hoffentlich nicht so bald selbst :no: .

Wenn es uns gelingt uns artgerecht zu verhalten und auch zu ernähren dh überwiegend von Pflanzen und nur wenig von tierischen Produkten könnte wie etwa bei https://de.wikipedia.org/wiki/Menschenaffen#Ern.C3.A4hrung unsere
Ernährung
Die nichtmenschlichen Primaten sind vorwiegend Pflanzenfresser, die allerdings in unterschiedlichem Ausmaß auch fleischliche Nahrung zu sich nehmen. Früchte bilden bei Schimpansen und Orang-Utans den Hauptbestandteil der Nahrung, während Gorillas sich eher von Blättern ernähren. Der Verzehr von Fleisch wird bei Gorillas und Orang-Utans selten beobachtet, gelegentlich nehmen sie Insekten und andere Kleintiere zu sich. Hingegen lässt sich bei Schimpansen manchmal auch die Jagd auf Wirbeltiere (wie kleine Paarhufer und Primaten) beobachten, diese hat jedoch eine starke soziale Komponente – durch das Verfügbarmachen von Fleisch steigt der Rang in der Gruppenhierarchie. Menschen hingegen sind stärker an eine omnivore (allesfressende) Ernährung angepasst, auch durch den Bau ihres Verdauungsapparates. In der Form des Erwerbs und der Aufbereitung der Nahrung haben sie sich deutlich von den anderen Menschenaffen – und allen anderen Tieren – abgesetzt. Vermutlich hat diese omnivore Ernährung es ihnen zumindest erleichtert, ihr Verbreitungsgebiet gegenüber den übrigen Menschenaffen stark zu erweitern und auch in ansonsten nicht von Primaten bewohnte Habitate vorzudringen.

lg e

--
Angst die Hoffnung zu verlieren soll nicht mein Leben bestimmen!
Sommer 2o19 bewußtlos ins ins Krankenhaus war nach vier Wochen wieder heim unter Betreuung meiner Tochter.

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agno, (vor 3456 Tagen) @ W.W.

Imho ist die Natur und ein menschlicher Umgang mit Not das allerbeste Prinzip.


Ich denke, Sie haben Recht! Aber da ist immer so ein Stachel im Menschen, der ihn dazu reizt, die Natur zu verbessern - sicut deus. Und würden wir nicht noch im Meer leben oder auf den Bäumen sitzen, wenn wir uns nicht gegen die Natur auflehnen würden?> > W.W.

Wenn man lange genug über irgend ein beliebiges Problem nachdenkt, kommt man irgendwann zum Punkt an dem ein Paradoxon auftaucht.
Und dann?

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W.W., (vor 3456 Tagen) @ agno

Wenn man lange genug über irgend ein beliebiges Problem nachdenkt, kommt man irgendwann zum Punkt an dem ein Paradoxon auftaucht.

Das ist wohl wahr!!!:-( Schopenhauer zog daraus den Schluss, dass alles Wille und Chaos ist. Und dass deshalb alle unsere Erklärungsversuche scheitern. Weil zu rational sind! Und alles Rationale führt in die Paradoxie. Und das Paradoxe kann ja eigentlich nicht wahr sein... usw. in infinitum.

W.W.

PS: Aber dennoch weist uns die Paradoxie auf etwas hin: Auf einen Denkfehler! Das ist nichts Positives, aber immerhin etwas Negatives. (Ich gene es zu, dieses PS wurde nur für sie gemacht!);-) )

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Die schöne neue Welt und CRISPR/Cas9

agno, (vor 3456 Tagen) @ W.W.

PS: Aber dennoch weist uns die Paradoxie auf etwas hin: Auf einen Denkfehler! Das ist nichts Positives, aber immerhin etwas Negatives. (Ich gene es zu, dieses PS wurde nur für sie gemacht!);-) )

Dieses Paradoxon ist eine Prüfung: "Was ich bin das bleibt"
Manchmal auch die Büchse der Pandorra: Verzweiflung und kein Weg zurück.
Dann braucht es junge und unverbrauchte Denker.
Ist das jetzt ein Paradoxon?
fragt sich agno

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W.W., (vor 3456 Tagen) @ agno

PS: Aber dennoch weist uns die Paradoxie auf etwas hin: Auf einen Denkfehler! Das ist nichts Positives, aber immerhin etwas Negatives. (Ich gene es zu, dieses PS wurde nur für sie gemacht!);-) )


Dieses Paradoxon ist eine Prüfung: "Was ich bin das bleibt"
Manchmal auch die Büchse der Pandorra: Verzweiflung und kein Weg zurück.
Dann braucht es junge und unverbrauchte Denker.
Ist das jetzt ein Paradoxon?
fragt sich agno

Wenn die Büchse der Pandora aus Andorra käme, ja!

W.W.

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agno, (vor 3456 Tagen) @ W.W.

*autsch*
man sind Sie kleinkariert!
:-D
agno

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W.W., (vor 3456 Tagen) @ agno

*autsch*
man sind Sie kleinkariert!
:-D
agno

Das musste sein, weil die Vorlage so schön war!:-) Die Büchse der Pandorra - da muss man erst mal drauf kommen! Ohne Intelligenz und Bildung geht das nicht.

W.W.

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IceUrmel, (vor 3451 Tagen) @ W.W.

Ich las eben diesen Artikel über Crispr bei Zeit online: http://www.zeit.de/2016/27/emmanuelle-charpentier-crispr-gentechnik

Ich stimme agnos Aussage zu, dass die Menschen irgendwann das tun werden, was sie können und nicht nur das, was sie aus ethischen Gesichtspunkten sollten.

Wieder einmal ein Dilemma. Sollte man, nur weil sich einige nicht korrekt verhalten werden, z.B. Erbkrankheiten, nicht mittels genome editing korrigieren, vorausgesetzt das Verfahren ist irgendwann ausgereift?

LG

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agno, (vor 3451 Tagen) @ IceUrmel

Hi Urmele
Tja, das Problem ist vielfältiger.
Zum ersten hätten wir den klügsten Menschen der Welt nicht, wenn er gleich geheilt worden wäre.
Zum zweiten, könnte es sein dass manches was in einer Situation als krank empfunden wird, in einer anderen Situation ein Überlebensvorteil ist.
Zum Dritten wird dann als nächstes "Leistungsorientiert"
Stell Dir vor, dein Frauenarzt sagt zu Dir: Dir stehen zwei Kinder zu. Möchtest Du lieber kluge Kinder oder lieber sportliche oder lieber gesunde oder alles nicht ganz aber dafür mit einer Lebenserwartung von 110 Jahren?
Ähm, wir haben noch die Option für glücklich aber da ist ihr Kind nirgendwo ganz vorne dabei.
Was würdest Du wählen?

Gruß agno

P.S.: Glücklich stelle ich mir in meinem Sarkasmus als Igelleistung vor, weil es der Gesellschaft keinen Vorteil bringt.

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IceUrmel, (vor 3451 Tagen) @ agno

Hi agno,

richtig, genau das ist die Horrorvorstellung. Und vielleicht stünde die neue Technik auch nicht jedem zur Verfügung (arm = krank). Wer entscheidet, was unnormal ist und mittels Genschere entfernt gehört etc. pp.

Ich möchte da keine Wahl treffen.

Aber fiese Erbkrankheiten einfach aus dem Genom zu entfernen ist verlockend und man muss auch nicht unbedingt krank sein, um klug zu werden - jedenfalls nicht jeder, manche schon ;-)

LG

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W.W., (vor 3451 Tagen) @ agno

Glücklich stelle ich mir in meinem Sarkasmus als Igelleistung vor, weil es der Gesellschaft keinen Vorteil bringt.

Wow!!!

W.W.

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W.W., (vor 3451 Tagen) @ IceUrmel

Aber fiese Erbkrankheiten einfach aus dem Genom zu entfernen ist verlockend...

Man muss und kann dieser Versuchung widerstehen.

W.W.

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