Die schöne neue Welt und CRISPR/Cas9 (Allgemeines)
Wir hatten früher ja schon häufiger darüber gesprochen, wie man einen Dinopark anlegt, indem man tote, aber sonst noch gut erhaltene Mücken aus dem Bernstein gewinnt, der sie vor 100 Millionen Jahren wie ein großer Tropfen überraschte und umhüllte. Bei solchen urzeitlichen Mücken hat man ja manchmal das Glück, dass sie auf dem Rücken eines Dinosauriers gesessen und Blut gesaugt haben. Jedenfalls kann man mit der PCR-Technik versuchen, das Erbmaterial in den Erythrozyten vervielfältigen und neue alte Dinos herstellen.
Es gab ein paar Probleme, wie sie von Michael Crichton in seinen Romanen dargestellt wurden, aber im Prinzip ist das möglich, wenn auch nicht ganz einfach. Nun hat sich über das Schaf Dolly und andere Techniken der Genetiker so stark vereinfacht, dass wir beim Genome Editing und bei der CRISR/Cas9-Technik angekommen sind.
Man kann nur ahnen, was auf uns zukommt. Wenn ich es recht verstehe, ist das eine relativ einfache Methode, mit der man gezielt Gene aus der DNA ausschneiden kann. Dann verändert man sie und setzt sie wieder ein. Dazu benutzt man Genscheren, die den DNA-Strang zerschneiden, Mutasen, die ihn verändern und Synthetasen, die ihn wieder einsetzen. Das ist natürlich sehr laienhaft gesagt.
Vor allem für Nutzpflanzen scheinen die Möglichkeiten der CRISPR/Cas9-Technik unendlich zu sein: Ungünstige Gene können identifiziert, umgeschrieben und wieder eingesetzt werden. Das Getreide wird robuster und tragfähiger.
Auch z.B. beim Herzinfarkt. Es soll ein Gen geben, das die Aufnahme von Cholesterin in die Zellen verhindert. Wenn man das umändert (‚korrigiert’), dann nehmen die Endothelzellen unserer Arterien weniger Chosterin auf, und es kommt zu keinen arteriosklerotischen Verstopfungen mehr.
Sollte man das gleich das Schlimmste denken, dass es um den blonde, hübschen und hochintelligenten Arier geht? Erst einmal konzentriert man sich auf die Wiederauferstehung des ausgestorbenen Wollhaar-Mammuts. Wenn man mit der neuen Technik hunderte von Genen im Erbgut von Elefantenzellen gleichzeitig verändern kann, wird man dann dem Mammut nicht immer näher kommen. Mit dem Archaeopteryx kann man vermutlich ähnliches machen. Und man wird auch Tiere züchten können, die Organe haben, die man für die Transplantation in Menschen benützen kann. Vielleicht sogar Hirngewebe in Zellkulturen anpflanzen!
Und dann soll es da auch noch den ‚Gen-Drive’ geben. Damit werden nicht nur einzelne Individuen genetisch verändert, sondern ganze Populationen oder sogar eine Spezies.
Mich macht das nervös, weil das, was da auf uns zuzukommen scheint, unübersehbar ist. Ich halte es für wahrscheinlicher, dass wir in absehbarer Zukunft den ‚idealen Menschen’ erzeugen können als einen idealen Roboter oder Kolonien auf dem Mars gründen.
Ob die Chinesen und Japaner dieselben ethischen Bedenken haben werden wie wir? Ich glaube es nicht. Warum auch? Sie haben eine ganz andere Kultur, eine Kultur, in der eine mächtige Elite über eine ohnmächtige Masse herrschte. Aber wie sollte ich das beurteilen können, denn ich sehe das ja nur aus weitester Ferne.
Ich bin fassungslos. Von den Möglichkeiten, die MS auszurotten, ganz zu schweigen!
W.W.